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Bild: reve.art


Ein Blick auf die Reels von Kassel Kultur

Ich verfolge regelmäßig und mit großem Interesse die Reels von Kassel Kultur auf Instagram – und bin auch ein treuer Liker. Vielen Dank an dieser Stelle für die kontinuierliche, sympathische und sehr lebendige Arbeit auf dem Kanal!

An einem freien Vormittag habe ich mir die Zeit genommen, etwa 50 Reels etwas „systematischer“ anzuschauen – genauer gesagt nur jene, in denen Künstler:innen vorgestellt oder interviewt wurden. Der Anlass war mein Eindruck, dass meine eigene Künstlergeneration (60+) vergleichsweise selten sichtbar ist. Da mich das Thema nicht losgelassen hat, habe ich also eine kleine Altersverteilung erstellt – gewissermaßen „Pi mal Daumen“, da ich die Altersgruppen natürlich nur schätzen konnte. Gezählt habe ich jeweils nur die Hauptakteur:innen, nicht etwa Zuschauer:innen o. ä.

Um die Zahlen einordnen zu können, habe ich Vergleichswerte vom Statistischen Bundesamt und der Künstlersozialkasse herangezogen: kuenstlersozialkasse.de.

Weitere Daten zur Altersverteilung in der lokalen Szene wären wünschenswert gewesen, waren aber leider für mich nicht auffindbar. Ich bin kein Statistiker, hoffe aber, dass zumindest die Tendenzen einigermaßen zutreffen. Vielleicht kann diese kleine Auswertung ja ein Impuls oder einfach ein Beitrag zur Reflexion über verschiedene Sichtbarkeiten in der Kasseler Kulturszene sein.

„Junge Kunst“ im Fokus – eine geschätzte Altersverteilung

Nach meiner Einschätzung ist „junge Kunst“ bzw. sind vergleichsweise junge Künstler:innen überproportional häufig präsent. So ist beispielsweise die Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen nach meiner Zählung bzw. Schätzung in fast jedem dritten Reel vertreten, obwohl ihr Anteil laut KSK nur bei 18 % liegt. Künstler:innen über 60 hingegen kommen in nicht einmal jedem zehnten Reel vor, obwohl sie laut KSK-Statistik mehr als dreimal so häufig vertreten sind.

Die geringe Präsenz der über 60-jährigen Künstler:innen entspricht selbstverständlich auch nicht ihrer Bedeutung in der Gesamtbevölkerung, in der sie die größte Altersgruppe stellen.

Ein erfreuliches Geschlechterverhältnis – und offene Fragen zur Diversität

Auch die Geschlechterverteilung habe ich "erfasst" (wo ich schon dabei war), nach meiner Zählung: männlich 46 %, weiblich 49 %, divers 5 %. Das finde ich sehr erfreulich ausgewogen. Nicht erfasst habe ich die ethnische Vielfalt, habe aber den Eindruck, dass die Diversität der Stadt in den Reels nur bedingt zur Geltung kommt. (Aber das ist nur ein Gefühl.)

Ich hänge zwei Grafiken an, die meine Schätzungen visualisieren – sie verstehen sich als ein interessierter Blick von außen und vielleicht als kleiner Beitrag zur Diskussion um Sichtbarkeit in der Kasseler Kulturszene.

Zwei Grafiken zur Veranschaulichung




Nachtrag: Die Daten meiner "Erhebung" hab ich auch an die "Verantwortliche" gesandt, ohne jedoch je eine Antwort erhalten zu haben.