5 Fragen von The Winged Moon



Im August 2025 hat mir das The Winged Moon Literary Magazine fünf Fragen gestellt, hier die deutsche Version. Die englische Version, die im September 2025 veröffentlicht wurde, finde sich HIER.

"In dieser Woche stellen wir die Arbeiten des mehrfach ausgezeichneten Künstlers Jörn Peter Budesheim aus Kassel vor. Seine Verbindung von Alltäglichem und Surrealem erzeugt eine eindringliche, symbolisch aufgeladene Mehrdeutigkeit. Neben bereits in HINTERLAND erschienenen Arbeiten zeigen wir hier weitere Werke sowie seine offenen und bodenständigen Antworten auf unsere Fragen."

(1) Erzählen Sie uns ein wenig über sich selbst und Ihren künstlerischen Schaffensprozess. Warum machen Sie Kunst?

Oh, das ist schwer zu beantworten. Im Grunde: einfach so – ich bin halt so gestrickt. Eine Kollegin von mir hatte ein richtiges Erweckungserlebnis: Bei einer Beuys-Ausstellung wurde ihr klar, dass sie so etwas selbst machen wollte. Mit so etwas kann ich leider nicht aufwarten. Ich zeichne, seit ich denken kann. Wann genau es angefangen hat, kann ich nicht sagen. So bin ich eben.

Die Frage kann man aber auch noch anders verstehen: Wenn man nach dem „Warum“ fragt – also nach Sinn, Gründen oder einer Rechtfertigung – wird es noch schwieriger. Ich glaube, diese Frage beschäftigt die meisten Künstler:innen. Warum überhaupt Kunst? Ist sie nötig? Könnten wir darauf verzichten? Leistet sie einen Beitrag, sollte sie das überhaupt, muss ich kritisch sein, Position beziehen … und so weiter.

Hier mein Versuch einer Antwort: Ich denke, es hat etwas mit unserem Menschsein zu tun. Der Mensch ist ein Wesen, das nach sich selbst fragt: Wer bin ich? Was ist mein Platz in der Wirklichkeit? Wir machen uns alle ein Bild – oha! – von uns selbst, an dem wir uns orientieren, bewusst oder unbewusst.

Und da gehört natürlich auch die Kunst dazu. Sie macht das aber nicht „diskursiv“ wie die Philosophie, nicht empirisch oder theoretisch wie die Naturwissenschaften, sondern ästhetisch, intuitiv, erzählerisch, spielerisch, rätselhaft, faszinierend … Ich glaube, genau das ist der Grund, warum ich Kunst mache.


(2) Was hat Sie zu dem in unserem Magazin vorgestellten Werk inspiriert?

Der Bär: Die Idee kam mir bei einem Herbstspaziergang, als die Blätter gerade zu fallen begannen. Plötzlich hatte ich dieses Bild im Kopf: ein Bär, der auf einen Baum steigt, um die Blätter davor zu bewahren, herunterzufallen. Warum genau, weiß ich nicht. Ich begann sofort in Gedanken ein paar kleine Gedichtzeilen dazu zu formulieren, und daraus entstand dann die Zeichnung. Ich kann Bären allerdings nicht einfach aus dem Kopf zeichnen, also habe ich mir eine passende Vorlage im Netz gesucht und darauf basierend gearbeitet.

Das Schaf: Diese Zeichnung ist in mehreren Etappen entstanden. Ich gehöre zu einer Gruppe von Künstler:innen, die sich einmal im Monat draußen in der Natur zum Zeichnen treffen. Der Baum auf der Zeichnung entstand bei so einem Treffen im Park Wilhelmshöhe hier in Kassel – es war ein wunderbarer Sommertag, das weiß ich noch genau.

Später überarbeite ich meine Zeichnungen, die bei diesen Treffen entstehen, meist noch einmal. Bei diesem Bild habe ich zunächst den unteren, ockerfarbenen Teil gemalt und den Baum bzw. sein Blattwerk etwas „dichter“ gestaltet. Dann schien die Zeichnung fertig … aber irgendwie nicht ganz. Irgendwann fiel mir eine ältere Skizze von mir in die Hände, inspiriert von Dürers berühmtem Stich „Melancholie“. Da habe ich dann entschieden, das Schaf daraus auf die Zeichnung zu setzen.


(3) Was tun Sie, um Ihr künstlerisches Talent zu fördern?

Ich fördere es, indem ich es ausübe :-)


(4) Was steht bei Ihnen als Nächstes an – gibt es Projekte oder Veröffentlichungen, auf die wir uns freuen können?

Ende Oktober nehme ich an einer großen Gruppenausstellung in Kassel teil. 14 Künstlerinnen und Künstler zeigen im „Hallenbad Ost“ – einem ehemaligen Hallenbad, das heute als Veranstaltungs- und Ausstellungsort genutzt wird und einer der Standorte der letzten documenta war – verschiedene Werke zum Thema „Wasserteppich“.

Kirsten Uchman, eine Künstlerin aus Kassel, und ich präsentieren dort ein gemeinsames Projekt. Ich zeige einige Zeichnungen, die im weitesten Sinn vom Orient als Ursprung verschiedener Mythen inspiriert sind. Kirsten Uchman arbeitet mit malerischen Objekten, die teilweise – abstrakt und frei – vom Gedicht „Ein alter Tibetteppich“ von Else Lasker-Schüler ausgehen.

Unsere Arbeiten werden, wie fast alle anderen Werke in der Ausstellung, nicht an der Wand, sondern auf dem grauen Betonboden gezeigt, wo früher das Schwimmbecken war – quasi als „Auslegeware“.

Außerdem werde ich ebenfalls im Oktober am Galeriefest der Kasseler Südstadt teilnehmen, das seit 2009 jedes Jahr stattfindet. Dort betreibe ich gemeinsam mit elf weiteren Künstler:innen eine kleine Produzenten-Galerie. In diesem Jahr geben die Künstler:innen der Galerie sowie die Förderer, die selbst künstlerisch tätig sind, einen kleinen Einblick in ihre Arbeit.


(5) Wo kann man Sie finden? (Soziale Medien, Links usw.)

www.budesheim.art
budesheim.blogspot.com
sites.google.com/view/meine-documenta
facebook.com/joern.budesheim
instagram.com/j.p.budesheim